Friday, January 2. 2015
Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in News Kommentare, Türkei und Zypern
Comments (0) Trackbacks (0) TÜRKEI: 10 JAHRE CHRISTLICHE GEMEINDE IN ANTALYA UND NEUE SYRISCH-ORTHODOXE KIRCHE GEPLANT AM MARMARAMEER
Schon das (jeweils mit der Adventzeit beginnende) neue Kirchenjahr brachte in einem großen Rückblick positive Entwicklungen für Christen in der Türkei zutage (dazu gleich weiter unten), und nun begann auch das ganze neue Jahr 2015 mit einer erfreulichen Nachricht für religiöse Minderheiten in derselben Türkei. Warum ich in meinem Blogbuch dazu positive Nachrichten bringe, hat auch damit zu tun: all das Negative und Kritische liest man überall anders auch in deutscher Sprache, und manches ist dabei leider durch Vorurteile, veraltete Informationen oder gar völlige Unkenntnis der realen Situation am jeweiligen Ort verursacht. Abgesehen vom alten Prinzip, immer auch die andere Seite zu hören und so gut wie möglich zu verstehen, sollten aber gerade im Fall der Türkei auch positive Entwicklungen gewürdigt werden, die hoffentlich so bleiben und sich verstärken. So lesen wir auf den Seiten des Ökumenischen Patriarchats vom heutigen offiziellen Mittagessen im Dolmabahce-Palast von Istanbul, das vom türkischen Ministerpräsidenten Prof. Ahmet Davutoğlu für die nicht-muslimischen Minderheiten ausgerichtet wurde, "um den Führungsverantwortlichen der in der Türkei lebenden Minderheiten die Ehre zu geben." Auch Seine Allheiligkeit Patriarch Bartholomäus nahm selbstverständlich daran teil, und die Photographien beim Ökumenischen Patriarchat zeigen die durchaus gute Stimmung.
Im neuen Jahrtausend wurde die positive Gesamtentwicklung in verschiedenen Regionen der Türkei - abgesehen von streng-nationalistischen und islamistischen Sondergruppen - nicht nur von Regierungsseite befördert, sondern - offenbar in einer Art positiven Wettbewerbs - auch und immer mehr von Oppositionspolitikern unterschiedlicher Parteien. In meinem Blogbuch war bereits von zahlreichen Renovierungen verschiedener Kirchengebäude die Rede, und dies wurde in den letzten Jahren auch sehr oft von den jeweiligen Behörden konstruktiv oder mit deutlicher Sympathie begleitet. Noch nicht erwähnt hatte ich diesbezüglich die am 25. Januar 2013 begonnene Renovierung der berühmten Höhlenkirche zum heiligen Petrus in Antiochia (am Orontes). Mit Stichtag 17. September 2014 waren die Arbeiten zu 85 % erledigt (vgl. auch diese Videoseite), und erfreulicherweise konnte die hochheilige Weihnacht von den gut integrierten katholischen Christen bereits wieder in der vollständig restaurierten Grotte begangen werden, somit also nach zwei Jahren. Am 28. Dezember 2014 kam dann noch der schon erwähnte türkische Ministerpräsident, der nämlich dieselbe Petrusgrotte und ein neues Museum offiziell eröffnete. Zum Essen wurden an seinen Tisch die Religionsverantwortlichen von Antakya geladen: für die sunnitischen Muslime, für die Aleviten, für die Katholiken, für die Orthodoxen und für die Juden. Das Renovierungsprojekt verdankt sich genauso wie die Restaurierung des Klosterbereiches vom heiligen Simeon Stylites (dem Jüngeren) aber nicht nur dem dortigen guten interreligiösen Klima, sondern vor allem auch dem touristischen Weitblick des früheren Präfekten und heutigen Generaldirektors der türkischen Polizei, M. Cellatin Lekeziz. Und dank des seligen Paul VI. können katholische Pilger in der St.-Petrus-Grotte seit 1967 einen vollkommenen Ablass erwerben. Fast schon 20 Jahre berichtet der eifrige Kapuzinerpater Domenico Bertogli mit der jährlich erscheinenden Zeitschrift "Cronaca di Antiochia" und gleichzeitig im Internet fortlaufend in jedem Monat detailliert und somit chronologisch aus der ihm anvertrauten Pfarrei auf traditionellem Patriarchatsboden, die er bereits Ende 1987 mit einem kleinen Kirchenraum im Zentrum übernommen hatte. Und heute durften sich besonders die Assyrer bzw. syrisch-orthodoxen Christen der Türkei freuen, weil in Yeşilköy (ein Ortsteil von Bakırköy im Großraum von İstanbul unter dem Patronat des heiligen Stephanus am Marmarameer) nach den Aussagen des türkischen Ministerpräsidenten eine neue Kirche errichtet werden soll. Die präzise Örtlichkeit ist noch zu klären, aber angesichts der bisherigen von jedem unvoreingenommenen Beobachter erkennbaren positiven Gesamtentwicklung im begonnenen dritten Jahrtausend (vgl. dazu ein wichtiges Interview mit Dr. Thomas Volk bei der Päpstlichen Stiftung "Kirche in Not") wird dieses schon länger im Gespräch befindliche Projekt nun auch umgesetzt werden. Sowohl syrisch-orthodoxe als auch syrisch-katholische Christen haben bekanntlich aufgrund der enormen Flüchtlingsströme aus Syrien und dem Irak in der Türkei zahlenmäßig zugenommen. Nach Regierungsangaben ist dies seit der Gründung der modernen Republik, also seit 1923, offenbar der erste deklarierte Neubau einer Kirche. Davutoğlu bekräftigte beim heutigen gemeinsamen Mittagessen, dass keine Religion, die in der Vergangenheit in der Türkei gelebt habe, als fremd angesehen werden könne. Damit brachte er auch die Rede des derzeitgen Staatspräsidenten nach der erstmaligen Direktwahl des Staatsoberhauptes im Vorjahr in Erinnerung, der nämlich dabei ausdrücklich Assyrer und Christen als gleichwertige Staatsbürger angesprochen hatte. Allerdings steht beispielsweise die rechtliche Anerkennung der lateinischen Kirche als ganzer aus, woran der Vorsitzende der katholischen Türkischen Bischofskonferenz kurz nach dem Besuch Seiner Heiligkeit Papst Franziskus erinnert hatte. Am heutigen Neujahrstreffen nahmen auch noch der Präsident der türkischen Religionsbehörde Diyanet, Prof. Mehmet Görmez; Großrabbiner İsak Haleva; der türkische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Mehmet Paçacı; der armenisch-apostolische Patriarchalvikar Erzbischof Aram Ateşyan; der armenisch-katholische Administrator Erzbischof Boghos Levon Zekiyan; der syrisch-orthodoxe Metropolit Mor Filüksinos Yusuf Çetin und der syrisch-katholische Patriarchalvikar für die Türkei, Chorbischof Yusuf Sağ, teil. Der türkische Ministerpräsident verurteilte heute auch Attacken auf Moscheen in Europa und rief die von ihm eingeladenen Religionsverantwortlichen auf, gemeinsam gegen Islamophobie aufzutreten. Genau dies tut der Gründungspfarrer der mehrheitlich deutschsprachigen römisch-katholischen (Personal-)Pfarrei in Antalya schon seit langem. Prälat Rainer Korten konnte beim Festakt zum 10jährigen Jubiläum der christlichen Gemeinde von Antalya vor einem Monat auch den Festvortrag halten. Mittlerweile hat er auch einen Nachfolger erhalten, nämlich Pfarrer Ludger Paskert. Unter dem Patronat der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und mit Förderung des zuständigen lateinischen Ortsordinarius, des Metropoliten von Izmir, konnte das Engagement der im folgenden genannten Persönlichkeiten einen erfreulichen Erfolg im Sinne echter Religionsfreiheit erzielen. Ganz kurz war der zuständige Erzbischof noch der Kapuziner Giuseppe Germano Bernardini, aber seit 11. Oktober 2004 war für Antalya und Alanya der heutige Vorsitzende der katholischen Türkischen Bischofskonferenz zuständig, nämlich Erzbischof Ruggero Franceschini, ebenso Kapuziner. Aufgrund des 75. Geburtstages hat auch er bereits um seine Emeritierung gebeten, aber Seine Heiligkeit Papst Franziskus hat seinen Rücktritt noch nicht angenommen und ihn nach seiner Apostolischen Reise in die Türkei auf dem Petersplatz danach noch besonders gelobt. Das Wohlwollen des genannten Metropoliten wurde dann besonders erkennbar in der kirchenrechtlichen Eingliederung der musterhaften Gründung in Antalya als Personalpfarrei im großen Erzbistum Smyrna (Izmir) im Jahr 2010. Der von Erzbischof Franceschini bestätigte und ernannte Gründungspfarrer Prälat Korten hat nun am 6. Dezember 2014, am Fest des heiligen Bischofs Nikolaus, seine Festrede zum zehnjährigen Jubiläum mit einer kurzen Geschichte begonnen (alle im folgenden zitierten Texte übernehme ich der hervorragenden Internetseite der Pfarrei Antalya): "Ein vom Äußeren her streng wirkender Sufi erschien vor den Toren des Palastes. Niemand wagte ihn aufzuhalten, als er geradewegs auf den Thron zuschritt, den Ibrahim ben Adam innehatte. 'Was wünscht Du', fragte der König. 'Einen Platz, um in der Karawanserei uschlafen.' 'Das ist hier keine Karawanserei, das ist mein Palast.' 'Darf ich fragen, wem dieser Ort vor euch gehörte?' 'Meinem Vater, der ist tot.' 'Und wem gehörte er vor diesem?' 'Meinem Großvater, der ist auch tot.' 'Und dieser Ort, den Menschen nur eine kurze Weile bewohnen und dann weiterziehen - sagtet ihr wirklich - er sei keine Karawanserei?' Diese Geschichte gibt die Antwort auf die Frage: was wolltet ihr vor 11 Jahren, als ihr das Ansinnen stelltet, in Antalya und Alanya für die vielen deutschsprachigen Dauerresidenten und Touristen eine christliche Kirche zu eröffnen. Die Antwort: wir hatten Appetit, einem Elementarbedürfnis nachzukommen, das jedem Menschen auf dieser Erde zusteht. Wir wollten einen Ort finden - einer Karawanserei ähnlich - damit wir nicht vergessen, dass wir nur vorübergehend Bürger dieser Erde sind und dann weiterziehen. Wir wollten einen Ort haben, der uns trotz Sonne, Meer, Berge und vielen türkischen Annehmlichkeiten immer erinnert, nicht lebensfremd zu werden, als farblose Partygänger über diese Welt zu gehen, uns selbst zu betrügen, als seien wir nicht unterwegs, sondern könnten uns irgendwo für immer festsetzen. Deshalb haben wir das Menschenrecht erbeten, hier eine kleine Kirche - sprich Karawanserei - einzurichten, so wie in Deutschland die vielen Menschen islamischen Glaubens das Recht haben, ihre Orte (Moscheen) zu haben, damit auch sie die Chance haben, dem Leben mehr Qualität zu geben, als nur zu arbeiten, zu essen und zu trinken. Denn am erbärmlichsten ist es, nicht zu wissen, woher man kommt, und wohin man geht. Das ist die gemeinsame humane Basis, wenn Menschen nicht nur nach den äußeren Lebensmitteln suchen, sondern nach einer Lebensmitte. Wenn wir unser gemeinsames Ziel kennen, brauchen wir bei aller Verschiedenheit der Wege keine Angst zu haben, aneinander zu geraten, im Gegenteil, dann bringen wir einander Respekt, Neugierde und Hochachtung in reichem Maße entgegen. Das ist meine persönliche Bilanz, und da weiß ich mich mit vielen Gemeindemitgliedern einig nach 11 Jahren Antalya und Alanya: wer ver-inner-licht hat - und Verinnerlichung ist die Frucht jeder Religion -, wer also realistischerweise verinnerlicht hat, dass unser Dasein ein Unterwegs-sein ist, dass Kirchen und Moscheen unsere notwendigen geistigen Karawansereien sind, dem fällt die Fähigkeit fast automatisch zu, voneinander zu lernen und offen genug zu sein, miteinander in Frieden und Hochachtung zu leben. Wenn wir heute offiziell auf 10 Jahre aus diesem Blickwinkel zurückschauen, können wir dankbar sagen: wir sind als deutschsprachige Gemeinde von Christen und Christinnen in Antalya und Alanya angenommen worden, konnten hier unbeschwert und ohne irgendeine Gefahr in unserem Kirchlein zusammenkommen, haben viel Wohlwollen von unseren direkten Nachbarn gespürt, konnten besonders in der ersten Zeit mit Hilfe von AKDİM auch etwas hinter die Kulissen türkischen Alltagslebens schauen und auch unsererseits etwas zurückgeben, nämlich den vielen Besuchern nicht nur aus Deutschland, sondern aus zahlreichen Ländern - von Korea bis Amerika waren uns Menschen besuchen - unser Gästebuch berichtet davon -, von unseren Erfahrungen erzählen, als kleine Minderheit von Christen in einer großen Mehrheit von Muslimen zu leben. Das geht!! Erlauben Sie mir die kleine Eitelkeit, besonders die vielen deutschen und internationalen Reisegruppen (jährlich ca. 40) zu erwähnen, die in die Türkei kamen, um die reichen kulturellen Schätze zu bestaunen und die meistens ihre Reise wegen des Flughafens in Antalya beendeten. Ich konnte viel über die reichen menschlichen Schätze berichten, besonders den Schatz der vielen Kinder und Jugendlichen, und damit auch manchem deutschen Vor-urteil den Stachel ziehen, denn deutsche Medien befleißigen sich gern, den Splitter im Auge der Türkei zu suchen, ohne den Balken im deutschen Auge wahrzunehmen. In diese Sinne könnte man aus dem Garten der Toleranz in Belek-Kadriye noch viel mehr machen. Dort stehen Moschee, Kirche und Synagoge unmittelbar einträchtig beieinander, aber eben nur als stumme Bauten. Es fehlen die Menschen, die den zahlreichen Touristen, die dort eine kurze Station einlegen, von unseren Erfahrungen erzählen und sie ermuntern, zu Hause auszuprobieren, dass es geht: zusammenzuleben, trotz verschiedener Kulturen, trotz verschiedener Religionen, trotz verschiedener Gebräuche und Eigenheiten. Verehrte Gäste, liebe Gemeindemitglieder! Vor 11 Jahren hatten wir mit dem ersten inoffiziellen Gottesdienst in Alanya begonnen, im letzten Jahr mit einem schönen Konzert daran erinnert, heute erinnern wir uns des ersten Gottesdienstes am 1. Advent 2004 hier in unserem Nikolaus-Kirchlein, nachdem wir zuvor seitens der türkischen Behörden anerkannt wurden. Das war die eine Anerkennung, schnell haben wir die andere Anerkennung durch die Menschen erleben dürfen: wir hatten technische Probleme, weil in dem ehemaligen Internetcafé, was heute unsere Kirche ist, vier Stromzähler waren und wir gar nicht wussten, wo der Strom blieb. Junge Arbeiter des Elektrizitätswerkes kamen und gingen, es kamen andere, das Problem bestand weiter, Monate!! Nach eindringlicher Bitte kam dann ein Chef des Werkes, und nach wenigen Minuten hieß es: 'Problem yok.' Und dieser Chef schrieb in unser Gästebuch diesen Text: die Arbeiter der Kirche und die Arbeiter des E-Werkes haben sich viele Male getroffen, um ein Problem zu lösen, und sind Freude geworden. Jetzt ist das Problem gelöst, es lebe die türkisch-deutsche Freundschaft. Dieser Grundtenor hat uns durch das Jahrzehnt als christliche Gemeinde oftmals begleitet. So ist es mir ein aufrichtiges Bedürfnis, der Türkei, den Städten Antalya und Alanya zu danken, dass sie vielen deutschen Landsleuten und Gästen die Möglichkeit eröffnet haben, hier ein qualitativ anspruchsvolles Leben zu führen, wobei ja die Türkei - so glaube und hoffe ich - mit den deutschen Residenten und Touristen auch nicht schlecht gefahren ist. Danken möchte ich aber auch den Gründungsvätern Herrn Konsul a. D. Manfred Gerwinat, der heute geistigerweise in unserer Mitte ist, Herrn Rechtsanwalt Bilal Kalaycı und Herrn Architekten Klaus Besirsky, aber auch allen, die von der ersten Stunde an diese Gemeinden getragen haben. Das Zusammenspiel und das herausragende Engagement Einzelner lässt uns nach zehn Jahren dankbar feststellen: was zunächst als Experiment galt, ist mit Hilfe Gottes und vieler Tatkräftiger geglückt. Das sollte aber auch an solch einem Tag bedacht werden, weil es Lebenserfahrung ist: was in langer Zeit unter manchen Mühen aufgebaut wurde, kann in kurzer Zeit auch wieder zerstört werden. Die Ein-geweihten erinnern sich an die Geschichte, mit der wir vor zehn Jahren begonnen haben, von der Rettungsstation, die zum Clubhaus mutierte. Clubs gibt es zahlreich in Antalya, eine Kirche gibt es nur einmal." Der soeben angesprochene verdiente Konsul a. D. war ja leider verhindert, aber Manfred Gerwinat und seine Frau Hildegard sandten einen Brief an die "St. Nikolaus-Kirche Antalya und Alanya/Türkei": "Lassen Sie uns hier nur ganz kurz Rückschau halten: Als ich im Sommer 2002 meinen Dienst als Leiter des Deutschen Konsulats in Antalya antrat, wurde mir an der Fülle und der großen Tragik mancher Notfälle - auch von Residenten- schnell folgendes klar: Sonne, Meer, türkische Gastfreundschaft und vieles mehr reichen leider nicht alleine aus, wenn existentielle Krisen hereinbrechen, schwere Krankheiten auftreten oder sich der Tod in der Familie ankündigt. Zusätzlich schafften damals die Schatten des herannahenden Irak-Krieges neue Unsicherheiten. Wir mussten auch erstmals Krisenvorsorge für Deutsche in der Südtürkei in Gang setzen. Eine seelsorgerliche Betreuung fehlte völlig, war aber dringen nötig. Bis auf ein bis zwei Besuche von deutschen Geistlichen beider Kirchen aus Istanbul pro Jahr gab es keinerlei kirchliche Betreuung. Wir sahen die Not, führten viele Gespräche, überlegten und beteten darüber. Als sich die Gelegenheit durch den Besuch einer hochrangigen Delegation aus Ankara im Herbst 2003 in Antalya ergab, war der Zeitpunkt zum raschen Handeln gekommen. Dies wurde die Geburtsstunde von St. Nikolaus! Prälat Korten war wenige Tage zuvor in Antalya eingetroffen. Er war zum Bleiben entschlossen. Die Anfangsschwierigkeiten der Gemeindegründung waren zahlreich, vor allem durch die örtliche Bürokratie. Wir kämpften auch erfolgreich gegen ein 'St. Nikolaus Evi', denn eine Kirche kann und darf kein reiner Kulturclub sein, wenn man dem Anspruch christlicher Verkündigung und echter Gemeinschaft und Lebenshilfe gerecht werden will. Die Entstehung von St. Nikolaus als ökumenische Gemeinde ist und bleibt ein besonderes Geschenk von Gott. Heute, nach 10 Jahren, stellen wir dankbar fest, wie es in der Apostelgeschichte 28,31 von Paulus in Rom heißt: 'Er verkündete das Reich Gottes und trug ungehindert und mit allem Freimut die Lehre über Jesus Christus, den Herrn, vor.' Möge diese Botschaft, bei aller Freude über den zwischenmenschlichen Austausch und das ökumenische Miteinander, auch weiterhin der zentrale Mittelpunkt der Gemeindearbeit in Antalya und Alanya sein und bleiben!" Und der neue von der Deutschen Bischofskonferenz und ihrem Auslandssekretariat mit Zustimmung des Metropolitanerzbischofs von Izmir ernannte Pfarrer Ludger Paskert hatte zu Beginn der Feierstunde die Begrüßung vorgenommen und dabei unter anderem gesagt: "Zehn Jahre St. Nikolaus Kirche Antalya, das ist ein Grund zum Feiern. Freuen wir uns über das bedenkenswerte Ereignis, welches wir heute in Erinnerung rufen: Mit Hilfe von Politikern und Behörden dieses Landes, in welchem wir gern als Gäste leben, und mit kluger Beharrlichkeit der Gründungsinitiatoren, hier sind der damalige Konsul Gerwinat und Pfarrer Korten zu nennen, wurde hier für eine christliche Gemeinde ein Rechtsstatus geschaffen, welcher auf der soliden Basis des türkischen Rechts steht. Das ist ein Zeichen echter Freundschaft und Anerkennung. Dafür sind wir alle dankbar. Professor Dr. Hüseyin Bağcı von der Middle East Technical University Ankara sagte mir, die Gründung des Kirchenvereins sei ein Meilenstein in Sachen Anerkennung christlicher Gemeinden in der Türkei gewesen. Wir freuen uns, hier in dieser geliebten Stadt Antalya wie in Alanya als deutsche christliche Gemeinde leben zu können. Immer sind wir bedacht auf ein gutes Miteinander, besonders mit den geliebten und geschätzten Muslimen und ihren Gemeinden." Pfarrer Paskert konnte zu diesem Jubiläum "10 Jahre Kirchenverein und Kirche St. Nikolaus, Antalya" wichtige regionale Autoritäten begrüßen, nämlich: als Vertreter des Oberbürgermeisters Menderes Türel den Generalsekretär İbrahim Evrim; den Bürgermeister des zuständigen Stadtteiles Muratpaşa, Rechtsanwalt Ümit Uysal, sowie den heutigen Leiter des Konsulats der Bundesrepublik Deutschland Antalya, Konsul Martin Vetter. In ökumenischer Gesinnung waren auch anwesend der orthodoxe Mitbruder Vater Michail und die evangelischen Amtsträger James Bultema sowie Karl-Heinz Pastoors. Und keine lebendige Pfarrei ist ohne ehrenamtliches Engagement zu denken, sei es der Organistendienst, sei es der Blumenschmuck, sei es im konkreten Fall der Pfarrei St. Nikolaus in Antalya die kürzlich gestartete Hilfsaktion für syrischen Flüchtlinge an der türkisch-syrischen Grenze, oder wenn wir an das seit neun Jahren aktive Büchereiteam denken. Pfarrer Paskert würdigte besonders seinen zuvor mehrfach erwähnten Vorgänger, der ja eine Schlüsselperson für die erfreuliche Geschichte dieser Pfarrei in Antalya ist: "Ganz besonders freuen wir uns, heute als Festredner den Gründer dieser Gemeinde in unserer Mitte zu haben, der über elf Jahre als guter Hirte für die Christen hier vor Ort und aus nah und fern seinen Dienst versehen hat, Herrn Prälat Monsignore Rainer Korten." Mit diesem Eintrag möchte ich auch klarmachen, dass Kritisieren und Jammern alleine zu wenig sind, vielmehr geht es ums Kennenlernen am jeweiligen Ort, es geht oft um die Initiative einiger weniger Personen, durch die ein Prozess in Gang gesetzt werden kann, der dann mit Gottes Hilfe möglicherweise einen Domino-Effekt nach sich zieht. Darum rufe ich auch alle Leser und Leserinnen auf: besuchen wir doch in der Türkei und in jenen Nachbarländern, welche die Religionsfreiheit im Gegensatz zu ihr zum Teil überhaupt nicht gewähren, die christlichen Gemeinden, unabhängig von ihrer Konfession, denn wie Patriarch Bartholomäus beim Papstbesuch in der Türkei erinnert hat: "Die heutigen Christenverfolger fragen nicht, welcher Kirche ihre Opfer angehören. Die Einheit, über die wir heute so viele Worte verlieren, ist bereits in manchen Gegenden Wirklichkeit, unglücklicherweise allerdings im Martyrium." Bevor nun am 6. Dezember 2014 in Antalya zum 10jährigen Jubiläum das Te Deum in seiner deutschen Fassung ("Großer Gott, wir loben Dich") gesungen wurde, verwies Pfarrer Paskert eben auf Gott selbst, "der dieser Gemeinde eine segensreiche Zeit geschenkt hat und sie weiterhin mit seinem Segen begleiten möge." Das von ihm dabei gesprochene Gebet soll nun auch diesen meinen ersten Blogeintrag fürs Jahr 2015 abschließen: "Allmächtiger Gott, Du hast gewollt, dass Dein Volk Kirche heiße, denn wir sind das Haus, in dem Deine Herrlichkeit wohnt. Gib, dass die Gläubigen, die sich hier in der Kirche St. Nikolaus, Antalya, in Deinem Namen versammeln, Dich ehren, Dich lieben und auf Dein Wort hören, damit sie in der Kraft Deines Geistes reich werden an guten Früchten und einst das ewige Erbe erlangen. Darum bitten wir durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit Dir lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!" Trackbacks
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