Die beiden äußerst bedeutsamen neuen Dokumente des Heiligen Stuhles (= des Vatikan = des Papstes) zum salafistisch-islamistischen Terrorregime im Irak und in Syrien übernehme ich heute von den Internetseiten desselben Heiligen Stuhles einerseits in der angebotenen deutschen Übersetzung und andererseits als französischen Ausgangstext für meine selbst hergestellte deutsche Übersetzung. Leider gibt es die beiden Dokumente nicht in türkischer Sprache auf den Vatikanseiten, was sehr wichtig wäre. Als Völkerrechtssubjekt hat der Papst nicht nur eine Verantwortung für alle Christen auf dem ganzen Erdkreis, sondern für alle Menschen und den immer wieder neu zu erkämpfenden gerechten Frieden auf derselben Erde. Ein selbsternannter IS der durch zahllose Faktoren und Schuldige entstandenen Terrorgruppe QSIS oder ISIS oder ISIL kann niemals völkerrechtliche oder faktische Anerkennung finden. Schon am 18. Juni 2014, also vor knapp zwei Monaten, hatte das türkische Religionsamt schriftlich und in acht Sprachen per Video
veröffentlichen lassen: "
Ein Gebilde, das auf den bei Interessensgefechten zum Opfer gefallenen unschuldigen Menschen, Kindern, Frauen und vertriebenen Menschen errichtet wurde, kann nicht mit dem Islam vereint werden. So etwas ist inakzeptabel." Lesen wir heute den Brief des Heiligen Vaters Papst Franziskus und die Erklärung des ihn repräsentierenden und hier zuständigen
Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog:
1. SCHREIBEN DES HEILIGEN VATERS PAPST FRANZISKUS AN DEN UN-GENERALSEKRETÄR ZUR LAGE IM NORDIRAK
An Seine Exzellenz Herrn Ban Ki-moon, Generalsekretär der Vereinten Nationen
Traurigen Herzens und voller Sorge habe ich die dramatischen Ereignisse der letzten Tage im Nordirak verfolgt, wo Christen und andere religiöse Minderheiten zur Flucht aus ihren Häuser gezwungen wurden und die Zerstörung ihrer Gotteshäuser und des religiösen Erbes mitansehen mussten. Tiefbewegt von ihrem Leid habe ich den Präfekten der
Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Seine Eminenz Fernando Kardinal Filoni, der päpstlicher Vertreter meiner Vorgänger
Johannes Paul II. und
Benedikt XVI. beim irakischen Volk war, gebeten, meine geistige Nähe und meine Sorge sowie die der ganzen katholischen Kirche zum Ausdruck zu bringen in Bezug auf das unerträgliche Leid derer, die lediglich in Frieden, Harmonie und Freiheit im Land ihrer Vorfahren leben möchten.
In demselben Geist schreibe ich Ihnen, Herr Generalsekretär, und stelle Ihnen die Tränen, das Leiden und die Schreie der Verzweiflung der Christen und der anderen religiösen Minderheiten des geliebten Landes Irak vor Augen. Während ich meinen dringenden Appell an die Internationale Gemeinschaft erneuere, aktiv zu werden, um die jetzige humanitäre Tragödie zu beenden, ermutige ich alle zuständigen Einrichtungen der Vereinten Nationen, insbesondere die für Sicherheit, Frieden, humanitäres Völkerrecht und Flüchtlingshilfe verantwortlichen, ihre Anstrengungen in Übereinstimmung mit der Präambel und den betreffenden Artikeln der Charta der Vereinten Nationen fortzusetzen.
Die gewaltsamen Angriffe, die über den Nordirak hinweggehen, müssen die Gewissen aller Männer und Frauen guten Willens aufrütteln und sie zu konkreten Taten der Solidarität veranlassen, indem sie die von Gewalt betroffenen oder bedrohten Menschen schützen und die notwendige und dringende Hilfe für die vielen Vertriebenen gewährleisten sowie deren sichere Rückkehr in ihre Städte und ihr Zuhause. Die tragischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts und das Grundverständnis der Menschenwürde verpflichten die Internationale Gemeinschaft, insbesondere mit Hilfe der Normen und Instrumente des Völkerrechts alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die systematischen Gewaltakte gegen ethnische und religiöse Minderheiten zu stoppen und weiterer Gewalt vorzubeugen.
Im Vertrauen darauf, dass mein Appell, den ich mit dem der orientalischen Patriarchen und der anderen religiösen Führungspersönlichkeiten vereine, eine positive Antwort finden wird, nehme ich die Gelegenheit wahr, Sie, Exzellenz, erneut meiner vorzüglichen Hochachtung zu versichern.
Aus dem Vatikan, 9. August 2014
FRANZISKUS
[
ENDE DES IRAK-BRIEFES SEINER HEILIGKEIT PAPST FRANZISKUS AN SEINE EXZELLENZ BAN KI-MOON]
2. ERKLÄRUNG DES PÄPSTLICHEN RATES FÜR DEN INTERRELIGIÖSEN DIALOG [vom heutigen Tage, 12. August 2014, gegen den IS-Terror]
Die ganze Welt ist mit ungläubigem Staunen Zeuge dessen geworden, was mittlerweile als "die Wiederherstellung des Kalifats" bezeichnet wird, das am 29. Oktober 1923 durch Kemal Atatürk, den Gründer der modernen Türkei, abgeschafft worden war.
Die Ablehnung dieser "Wiederherstellung" durch die Mehrheit der islamischen Institutionen religiöser und politischer Art hat die Dschihadisten des "Islamischen Staates" nicht daran gehindert, unbeschreibliche Verbrechen zu begehen und dies auch weiterhin zu tun.
Dieser Päpstliche Rat, weiters alle, die im Interreligiösen Dialog engagiert sind, die Anhänger aller Religionen sowie die Männer und Frauen guten Willens können gar nicht anders diese menschenunwürdigen Praktiken unzweideutig anzuprangern und zu verurteilen, nämlich:
- die Abschlachtung von Menschen aus dem einzigen Motiv ihrer Religionszugehörigkeit heraus;
- die grauenhafte Praxis der Enthauptung, der Kreuzigung und des Aufhängens von Leichen auf den öffentlichen Plätzen;
- die den Christen und Jesiden aufgezwungene Wahl zwischen der Konversion zum Islam, der Zahlung eines Tributs (jizya) oder der Auswanderung;
- die Zwangsvertreibung zehntausender Menschen, unter denen sich Kinder, Alte, schwangere Frauen und Kranke befinden;
- die Entführung junger Mädchen und von Frauen, die der jesidischen und christlichen Gemeinschaft angehören, als Kriegsbeute (sabaya);
- die Auferlegung der barbarischen Praxis der Infibulation (Genitalverstümmelung);
- die Zerstörung der christlichen und muslimischen Kultstätten und Mausoleen;
- die erzwungene Besetzung oder Entweihung von Kirchen und Klöstern;
- die Abnahme von Kreuzen und von anderen religiösen Symbolen des Christentums sowie von Symbolen anderer Religionsgemeinschaften;
- die Zerstörung des christlichen religiös-kulturellen Erbgutes unschätzbaren Werte;
- die niederträchtige Gewaltausübung mit dem Ziel, die Menschen zu terrorisieren, um sie zur Aufgabe oder Flucht zu zwingen.
Kein Grund wird jemals eine solche Barbarei rechtfertigen können und mit Sicherheit auch keine Religion. Es handelt sich um eine extrem schwerwiegende Beleidigung gegenüber der Menschheit und gegenüber Gott, der ihr Schöpfer ist, wie Papst Franziskus es oft in Erinnerung gerufen hat.
Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass Christen und Muslime zusammenleben konnten - es ist wahr, mit Höhen und Tiefen - und im Laufe dieser Jahrhunderte eine
Kultur des Zusammenlebens und eine Zivilisation schufen, auf die sie stolz sind. Dies ist im übrigen die Basis, auf der in den vergangenen Jahren der Dialog zwischen Christen und Muslimen fortgeführt wurde und sich vertiefte.
Die dramatische Lage der Christen, der Jesiden und der anderen religiösen und ethnischen Minderheiten der Zahl nach im Irak erfordert eine klare und mutige Stellungnahme von Seiten der Religionsverantwortlichen, vor allem der muslimischen, von Seiten der im interreligiösen Dialog engagierten Menschen und von Seiten aller Personen guten Willens. Alle müssen übereinstimmen in der ohne jede Zweideutigkeit vorzunehmenden Verurteilung dieser Verbrechen und beim Anprangern der Anrufung der Religion zur Verbrechensrechtfertigung. Welche Glaubwürdigkeit werden die Religionen, ihre Anhänger und ihre leitenden Verantwortlichen ansonsten haben? Welche Glaubwürdigkeit wird dann noch der interreligiöse Dialog haben können, der in diesen letzten Jahren geduldig weitergepflegt wurde?
Die Religionsverantwortlichen sind auch aufgerufen, ihren Einfluss bei den Regierenden geltend zu machen zur Beendigung dieser Verbrechen, zur Bestrafung jener, die sie begehen, und zur Wiederherstellung eines Rechtsstaates auf dem gesamten Gebiet: alles, um die Heimkehr der Vertriebenen sicherzustellen. Indem die Notwendigkeit einer Ethik zur Verwaltung menschlicher Gesellschaften in Erinnerung gerufen wird, werden dieselben Religionsverantwortlichen nicht zu unterstreichen versäumen, dass die Unterstützung, die Finanzierung und die Bewaffnung des Terrorismus moralisch verwerflich ist.
Nachdem dies gesagt ist, dankt der Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog all jenen Männern und Frauen, die bereits zuvor ihre Stimmen erhoben haben, um den Terrorismus anzuprangern, vor allem jenen Terrorismus, der die Religion missbraucht, um sich zu rechtfertigen.
Vereinen wir also unsere Stimmen mit
jener von
Papst Franziskus: «
Der Gott des Friedens erwecke in allen ein echtes Verlangen nach Dialog und Versöhnung. Gewalt besiegt man nie mit Gewalt. Gewalt besiegt man mit dem Frieden!».
[
ENDE MEINER DEUTSCHEN ÜBERSETZUNG DER VATIKAN-ERKLÄRUNG GEGEN DEN IS-TERROR AUS DEM FRANZÖSISCHEN ORIGINALTEXT.]
Dazu kommt mir nur noch eines in den Sinn: vor knapp zwei Jahren besuchte Benedikt XVI. den
Libanon. Hätten seit damals alle Nationen, Politiker und Religionsverantwortlichen auf ihn gehört, dann gäbe es diese oben benannten unbeschreiblichen Leiden im Nahen Osten nicht. Am 14. September 2012 unterschrieb der Papst damals mit dem nachsynodalen Apostolischen Schreiben
Ecclesia in Medio Oriente eine Passage, die seither mein Motto gegen jeden religiösen Fundamentalismus darstellt: "
30. Die wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten, die Begabung einiger zur Manipulation und ein mangelhaftes Verständnis der Religion bilden unter anderem die Basis für den religiösen Fundamentalismus. Dieser sucht alle religiösen Gemeinschaften heim und lehnt das jahrhundertealte Zusammenleben ab. Aus politischen Gründen sucht er – manchmal mit Gewalt – die Macht über das Gewissen der einzelnen und über die Religion zu gewinnen. Ich appelliere an alle jüdischen, christlichen und muslimischen Religionsführer der Region, danach zu streben, durch ihr Beispiel und ihre Lehre alles zu tun, um diese Bedrohung auszumerzen, die unterschiedslos und tödlich die Gläubigen aller Religionen ergreift. 'Geoffenbarte Worte, heilige Schriften oder den Namen Gottes zu gebrauchen, um unsere Interessen, unsere – so leicht willfährige – Politik oder unsere Gewalttätigkeit zu rechtfertigen, ist ein sehr schwerer Fehler.'(Anmerkung 23: BENEDIKT XVI., Ansprache anlässlich der Begegnung mit den Mitgliedern der Regierung, Vertretern der staatlichen Institutionen, mit dem Diplomatischen Korps und mit Vertretern der wichtigsten Religionen, Cotonou [19. November 2011]: AAS 103 [2011], S. 820.)" Und so hoffe ich sehr, dass die römische
Nahost-Bischofssynode des Jahres 2010 in irgendeiner Weise eine sinnvolle Fortsetzung finden kann und dass wir in der Zeit des mit dem 15. August wieder beginnenden Frauendreißigers besonders für die verfolgten religiösen Minderheiten beten und spenden! Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik
Am 6. Oktober 2014 erschien in dem von der italienischen Tageszeitung "La Stampa" verantworteten Projekt "Vatican Insider" ein von Roberta Leone geführtes Interview mit der syrisch-orthodoxen Christin und Bürgermeisterin von Mardin, Februniye Akyol Akay.
Tracked: Dec 03, 00:08
Am 21. Oktober 2014 hatte der Direktor des vatikanischen Pressesaales, Pater Federico Lombardi (Jesuit so wie Papst Franziskus), erklärt: "Nach Annahme der Einladung des Präsidenten der Republik, Seiner Heiligkeit Bartolomäüs I. und des Präsidenten der Bi
Tracked: Dec 04, 01:05
Petrus bei Andreas. So kurz kann man seit dem gestrigen Abend diesen heutigen ersten Adventsonntag als hochfestlichen Tag des heiligen Apostels Andreas in der Türkei zusammenfassen, der allerdings weltweit sehr viele Christen positiv betrifft. Wichtig war
Tracked: Jan 18, 08:25
Nach dem Mittagessen im Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel ist Seine Heiligkeit Papst Franziskus noch einmal zurückgekehrt in die päpstliche Residenz von Istanbul. Und nach seinem Abschied von dort besuchte der Papst noch einmal die lateinische K
Tracked: Jan 24, 14:42
In großer Freude über den exzellent verlaufenen Papstbesuch in der Türkei blicken viele zurück auf diese Tage, und natürlich wäre eine ganze Woche noch besser gewesen. Der 1988 mit Unterstützung der katholischen Italienischen Bischofskonferenz gegründete
Tracked: Jan 25, 00:51
Niemand hätte bei der außerordentlichen Versammlung der Bischofssynode für die Christen im Nahen Osten im Jahre 2010 gedacht, dass es noch weit schlimmer kommen würde, als es damals schon war, vor allem auch seit dem vom heiligen Johannes Paul II. entschi
Tracked: Jan 27, 22:28
Der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhles (= Vatikan = Papst) bei den Vereinten Nationen und anderen Internationalen Organisationen in Genf, Seine Exzellenz Erzbischof Silvano Maria Tomasi, C.S., hat für den heutigen zweiten Jahrestag der Erwählung Sei
Tracked: Apr 24, 21:51