Ansprache zum Seelengedenken beim Kriegerdenkmal nach der hl. Feldmesse am 23. Sonntag i. J. (Lesejahr B - 24. VII. 1994) anläßlich
120 Jahre ÖKB WIEN-SÜD INZERSDORF

(fast unverändert gehalten beim militärischen Seelengedenken in St. Pölten am 1. XI. sowie in Greinsfurth/Amstetten am 6. XI. 1994)

Themen: Totengedenken mit Impulsen aus Schrift und Katechismus

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(Padre Alex)


Andächtige in Christus, dem Richter unserer Seelen!

"Haltet den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, den Herrn der Herrlichkeit, frei von jedem Ansehen der Person." (Jak 2,1), so der hl. Jakobus in dem für den heutigen Sonntag von der Kirche ausgewählten Briefstück. Wenn wir uns erinnern, erklärt er uns genauer, was gemeint ist mit der Stelle "frei von jedem Ansehen der Person". Nicht goldene Ringe und prächtige Kleidung ergeben vor Gott automatisch einen guten Platz - im Gegensatz vielleicht zu dieser Welt. "Hört, meine geliebten Brüder: Hat Gott nicht die Armen in der Welt auserwählt, um sie durch den Glauben reich und zu Erben des Königreichs zu machen, das er denen verheißen hat, die ihn lieben?", so der hl. Jakobus weiter. Wir könnten die heutige Lesung auch Brief der Kameradschaft nennen. Kameradschaft muß doch im wesentlichen ohne Ansehen der Person umfassend gelten. Echte Kameradschaft macht sich eben nicht abhängig von vergänglichen Gütern dieser Welt. Sie befiehlt eben nicht dem Armen, wie wir beim hl. Jakobus gehört haben: "Du kannst dort (hinten) stehen!" oder "Setz dich da zu meinen Füßen!" Und so wie es im Evangelium vor allem um die Armut im Geiste, d. h. um die richtige Sicht dieser Welt und ihrer Güter geht, so geht es auch bei der Kameradschaft zuerst um eine geistige Haltung.

Und für jeden Christen ist klar, Kameradschaft hört mit dem Tod eben nicht auf, sondern wir können den unsterblichen Seelen der Verstorbenen wirklich helfen nach Gottes Willen. Und wir müssen ihnen helfen durch Gebetsgedenken, ja mit festlichen Veranstaltungen wie der heutigen. Und wenn wir es hier auf Erden nur schwer lernen, ohne Ansehen der Person zu handeln - vor Gottes endgültigem Gericht, in seinem ewigen Königreich, durch seine vollkommene Gerechtigkeit ist es Realität: Während die unsterbliche Seele eines einfachen katholischen Soldaten vielleicht direkt in den Himmel eingelassen wurde, wird die Seele eines hohen Offiziers noch lange im Fegefeuer gereinigt, um vor Gottes Heiligkeit erscheinen zu dürfen, und ist die Seele eines mächtigen Oberbefehlshabers dieser Welt aufgrund einer unbereuten Todsünde auf ewig verdammt, weil Gott den freien Willen des Menschen nicht bezwingen will. Das ewige Heil ist jedenfalls unabhängig vom Ansehen und der Stellung in dieser vergänglichen Welt. Vor dem gerechten und barmherzigen Gott zählen der wahre katholische Glaube und die guten Werke, es zählen Tugenden und nicht die Anhäufung von Äußerlichkeiten, die das Herz von Gott eher entfernt haben. Es zählt vor allem die ehrliche Umkehr, die echte Reue, das Sakrament der Beichte. Wir müssen uns als gute Christen immer wieder den Tod ehrlich vor Augen halten und uns immer wieder das fragen, was ein christlicher Schriftsteller vor langem aufgezeichnet hat: "In allen deinen Handlungen, in allen deinen Gedanken solltest du dich so verhalten, als ob du heute sterben müßtest. Wenn du ein gutes Gewissen hättest, würdest du den Tod nicht sehr fürchten. Es wäre besser, sich vor der Sünde zu hüten, als vor dem Tod zu flüchten. Falls du heute nicht bereit bist, wirst du es dann morgen sein?" (Nachfolge Christi 1,23,1).

Welchen Seelen helfen wir also heute mit dem hl. Meßopfer und diesem Gedenken? Wir helfen allen jenen Seelen der Gefallenen, die zwar gerettet sind, aber noch geläutert werden müssen. Es ist zwar etwas unvorstellbar Schmerzliches, aber es ist auch eine Gnade, daß Gott Unvollkommenes annimmt und sich würdig macht. Die Armen Seelen im Fegefeuer können sich nicht selbst helfen, sie sind nicht mehr in unserem Stand, in dem sie sich noch verbessern könnten. Nur unsere hl. Messen, Gebete, Bußwerke und gewonnenen Ablässe können ihnen die Reinigungszeit abkürzen. Und nach katholischem Glauben dürfen wir dann sicher sein, daß auch sie uns kameradschaftlich von oben mit ihren Bittgebeten kräftig in allen guten Unternehmungen helfen werden. Gott sei Dank ist es allein das Werk des dreifaltigen Gottes, den unsterblichen Seelen unserer Kameraden im Moment des Todes die ewige Vergeltung auszusprechen - wir müssen daher immer davon ausgehen, daß unsere Gebetshilfe nie sinnlos ist. Und wir haben im August am Hochfest Mariae Himmelfahrt gesehen, wie sich das Urteil Gottes an jeder geretteten Seele vollenden wird: Die Wiedervereinigung der Seele mit ihrem Leib, aber mit einem Leib, die nicht mehr sterben wird, nicht mehr leiden wird: die Frohbotschaft der Auferstehung. Was uns beim Wiederkommen des Sohnes Gottes, unseres Herrn Jesus Christus geschenkt werden soll, ist Maria aufgrund ihrer einzigartigen Stellung als Mutter des ewigen Sohnes Gottes bereits jetzt im Himmel als erster nach Jesus Christus geschenkt worden. Daß die unsterblichen Seelen unserer Kameraden also die unvorstellbar glückselige Gemeinschaft mit Gott bald erreichen dürfen, wollen wir nun noch nach katholischen Brauch eigens erbitten.


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